In wenigen Tagen ist es ein Vierteljahr her, dass Rot-Weiss Essen mit einem 3:1 gegen den SC Verl das letzte sportliche Erfolgserlebnis feiern durfte. Ein leidlich begeisternder Pokalsieg gegen die Tgd. Essen-West soll freilich nicht unterschlagen werden. Nach der berauschenden, beinahe surreal anmutenden letzten Saison hat sich RWE wieder mit dem Scheitern vertraut gemacht.
Die sportliche Krise ist aber mehr als das Korrektiv nach einer Bilderbuchsaison. Die Talfahrt erklären selbst 18 Verletzungen während der laufenden Saison nicht mehr hinreichend. Zu der Verletztenmisere hat sich ein immer offensichtlicheres Qualitätsproblem gesellt, dessen sich durchaus auch die Verantwortlichen gewahr geworden sind. Eben diese Erkenntnisse aber sollte die Saison ja zutage fördern. Dass einige Akteure dem Realitätsabgleich in einer ungleich stärkeren Liga nicht standhalten, war zu befürchten, in dieser Übergangssaison aber auch explizit einkalkuliert. Durch sorgsame Auslese und gezielte Verstärkungen soll so eine immer stärkere Mannschaft gemeinsam wachsen. Es geht nicht allein darum, sich vordergründig gegenüber Sponsoren weitsichtig und langmütig zu inszenieren, sondern das Leitbild mit Leben zu füllen. Es wäre schlichtweg töricht, ja fast mutwillig, nun in Panik zu verfallen.
Als Mutmacher und Beispiele für das Prinzip Ketchupflasche sei an den BVB erinnert, der in der Saison 2008/09 sieben, ein Jahr später nochmal fünf sieglose Spiele in Serie hinlegte. Auch Fortuna Düsseldorf kassierte im vergangenen Jahr sechs Pleiten am Stück. Wo beide heute stehen, ist bekannt. Der Patient RWE liegt nicht auf der Intensivstation, sondern ist lediglich schwer vergrippt und sollte sich selbst vor allem eins verordnen: Ruhe.
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